Mittwoch, 6. September 2017

Einen Scheiß muss ich – warum man nicht jeden Trend mitmachen muss

Das ist ein Beitrag zur Blog-Parade von Elke auf https://federfuehrend-media.de/
 

Ich habe mein erstes E-Book im Januar 2013 auf Amazon veröffentlicht. Seither sind etliche neue Exemplare dazugekommen. An jedem habe ich mindestens 9 bis 12 Monate gearbeitet. Eines davon hat über vier Jahre gebraucht, um fertig zu werden.

Inzwischen ist E-Book-Schreiben voll in Mode. Weil ich ja irgendwann in nächster Zeit auch mal vom Verkauf meiner literarischen Ergüsse leben will, habe ich mir also zig Seminare zum Thema E-Books geleistet.

Dabei bin ich immer wieder auf folgende Tipps gestoßen. Man soll sich ein Thema suchen, welches gerade im Trend ist. Das sehe ich ja ein noch ein. Ich habe selber einige Nischen-Sachen veröffentlicht, da ist es nicht einfach, Leser zu finden oder von den Lesern gefunden zu werden. Was mich aber total erstaunt, ist der Rat, sich einen Ghostwriter zu suchen, der »den Text schnell einmal runter schreibt«. Da werden Summen von 30 Euro genannt, mit denen man so einen Texter bezahlen könne. Ich habe selber etliche Jahre in diesem Job gearbeitet (und mache es manchmal noch). Das Minimum, das ich selbst als blutige Anfängerin für ein Wort erhalten habe, waren 2 Cent. Was ist denn das für eine Rechnung, die diese Typen bei ihrer Empfehlung da aufmachen? Um auf 30 Euro zu kommen, brauche ich in diesem Fall nur 1500 Worte zu schreiben! Das sind gerade mal drei Seiten. Was soll das für ein E-Book werden? Wir könnten jetzt mit dem Wortpreis herunter gehen. Das würde dann sicher auch mit der Qualität passieren, denn irgendwie muss sich das ja wohl die Waage halten. Wer will denn so arbeiten? Oder so arbeiten lassen? Einen Sch... muss ich?  Weder auf der einen noch auf der anderen Seite.

Aber das ist noch längst nicht alles, was mich an diesem aktuellen Trend stört. (Obwohl ich nicht einmal genau weiß, ob es ein wirklicher Trend ist, oder ob man es den Käufern dieser Online-Seminare nur einreden will.)

Wieso soll ich ein E-Book schreiben, wenn ich nichts zu sagen habe? Nennt mich altmodisch oder eine Spinnerin, wenn ich etwas zu Papier bringe, dann kommt das aus meinem Inneren (und muss da unbedingt raus). Sicher treffe ich nicht jedermanns Geschmack. Aber das ist dann halt so. Abnehmen und Sex sind im Moment die Themen, die wohl am besten »weggehen«. Ich habe nix dazu zu sagen, was mir unbedingt auf der Seele brennt. Also werde ich, einen Sch... tun und auch nichts dazu herausbringen.  (Es sein denn, jemand bezahlt mich so dermaßen gut, dass ich das ich alle moralischen Bedenken über Bord werfe.)

Und dann ist noch etwas. Wenn ich etwas veröffentliche, warum soll ich das nicht unter meinem Namen tun? Ich weiß nicht, ob das inzwischen auch von den E-Book-Gurus empfohlen wird, aber viele meiner »Kollegen« publizieren unter zig verschiedenen Pseudonymen. Wobei ich nichts gegen Pseudonyme sagen will. Wer bisher Ratgeber anbietet und dann einen Thriller herausgibt, der sollte sich darüber wohl doch Gedanken machen, um seine Leser nicht zu verschrecken. Aber ich habe festgestellt, dass etliche Leute recht ähnliche Bücher unter ganz unterschiedlichen Namen herausgeben. Diesen Trend kann ich absolut nicht nachvollziehen. Also werde ich einen Sch... tun und so nicht arbeiten.

Leider bin ich noch nicht am Ende. Jeden Monat ein neues E-Book herauszubringen ist slebst für Vielschreiber schon ziemlich ungewöhnlich. (Es sei denn, man macht eine öffentliche Challenge draus - das finde ich wieder bewundernswert.) Ich staune nur so, wer da was alles so in kürzester Zeit auf den Markt bringt. Masse statt Klasse heißt dieser Trend dann wohl. Für mich gilt auch in diesem Fall: Einen Sch... muss ich!